26/09/2024 0 Kommentare
25 Jahre als Teufel von St. Marien
25 Jahre als Teufel von St. Marien
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25 Jahre als Teufel von St. Marien
Der große Stadtbrand im Jahre 1251 hatte Lübeck fast völlig vernichtet. Das war dem Feuerteufel ein Leichtes, weil die Häuser der Bürger und Handwerker und selbst die Kirchen aus Holz gebaut waren. Die neuen Häuser wurden von nun an aus Backstein gebaut; Häuser aus Holz wurden verboten.
Auch die Kirche am Markt begann in die Höhe zu wachsen. Unzählige Pferdewagen schleppten Unmengen von Backsteinen heran. Viele Handwerker begannen, ein großes Gebäude zu errichten. Interessiert beobachtete der Teufel das emsige Treiben. „Was baut ihr da?“ fragte er. „Ein Wirtshaus!“ bekam er zur Antwort. Das gefiel dem Teufel. Hatte er doch seinen Spaß an den Männern im Wirtshaus, die sich nach einigen Krügen billigen Weins schnell zu allerlei Schabernack verführen ließen. So legte der Teufel selbst mit Hand an, damit die Schenke schneller fertig würde. Doch als sich bald große Fenster abzeichneten, stutzte er – solche riesigen Fenster gab es in keinem Wirtshaus! „Ihr baut eine Kirche!“ rief er erbost. Voller Wut griff er einen riesigen Stein und schleuderte ihn auf den halbfertigen Bau. „Haltet ein!“ rief der Baumeister, „wir bauen euch gleich nebenan wirklich ein Wirtshaus!“ Daraufhin gab der Teufel dem niedersausenden Felsbrocken einen kleinen Stups, so dass der neben dem Kirchenbau auf die Erde krachte.
Die Bauarbeiter hielten Wort – sie bauten gleich nebenan im Rathaus den Ratskeller ein und der Teufel war es zufrieden.
Jahrhundertelang lag der Stein neben der Marienkirche, direkt unter den Fenstern der Bürgermeisterkapelle und der Trese. Rolf Goerler wunderte sich über diesen Stein; und als ihm die Geschichte erzählt wurde, hatte er eine Idee. Er besprach sich mit den Männern der Kirche und mit Joachim Berger, der den Ratskeller leitete und dem der Teufel oft in den Ohren lag.
In seinem Atelier in der Lübecker Altstadt goss Rolf Goerler aus Bronze einen verschmitzten Teufel. 1999 setzte er ihn auf den Stein des Anstoßes direkt vor der Kirche. Seit nunmehr 25 Jahren sitzt er dort, krault sich seinen Bart und schaut fröhlich in die Runde. Es besänftigt ihn, wenn jemand seine Hörner berührt - das soll demjenigen Glück bringen so wie es der Stadt Glück brachte als der Felsbrocken die Kirche verschonte.
Jochen Eicke
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